Zu Gast bei der Moschee in Trostberg

24.10.2019

Schülerinnen und Schüler der 7.Jahrgangsstufe zeigen sich tief beeindruckt von der herzlichen Gastfreundschaft

Dem Islam in Deutschland kommt seit geraumer Zeit eine besondere Bedeutung zu. Die mediale Rezeption beschränkt sich jedoch meist auf politische Aspekte des Islam und beinhaltet nicht selten Gräueltaten von Islamisten auf der ganzen Welt. Die Unterrichtserfahrung zeigt, dass immer wieder einmal Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen aufgrund dessen Islam mit Terrorismus und Fundamentalismus assoziieren. In ihren Köpfen finden sich Bilder, die häufig klischeebehaftet sind. Wenige wissen, dass sich in Trostberg eine Moschee befindet und dass Mitschülerinnen und Mitschüler in ihren jeweiligen Jahrgängen dort aus- und eingehen.

Der Lehrplan in den beiden Konfessionen des Christentums und im Fach Ethik der 7. Jahrgangsstufe bietet willkommene Anknüpfungspunkte zu einer tieferen Reflexion dieser Weltreligion und zu einer Begegnung vor Ort mit der konkreten Glaubenspraxis in Trostberg. Derlei Austausch ist in der heutigen Zeit außerordentlich wichtig, um eventuell existierende Vorurteile gar nicht aufkommen zu lassen oder einfach, aus Gründen der Wertschätzung den muslimischen Mitschülerinnen und Mitschülern gegenüber, um deren religiöse Sozialisation näher kennenzulernen.„Die Schülerinnen und Schüler nehmen die Vielfalt muslimisch geprägter Lebenspraxis und deren Verortung in unterschiedlichen Traditionen wahr“ und „erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Glauben von Muslimen und Christen“, lauten zwei von vier Kompetenzerwartungen des katholischen Lehrplans der 7. Jahrgangsstufe.

Beide Erwartungen konnten beim Besuch der Trostberger Moschee am 15. Juli 2019 ganz und gar erfüllt werden. Frau Kastenbauer und Frau Wimmer begleiteten die gesamten Siebtklässler des HGT zusammen mit dem Vertreter derFachschaft Ethik, Herrn Brugger, zur Moschee in der Nähe des Bahnhofs und worden dort herzlich willkommen geheißen von der ehrenamtlichen Moscheeführerin Fatma Çekiç und dem Iman Herrn Dündar, der seine Funktion als Vorbeter und Moscheevorsteher hauptamtlich ausführt.

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Unsere Schülerinnen und Schüler wurden gleich am Eingang zum Gebetsraum im ersten Stock des Hauses auf eine Uhr der islamischen Zeitrechnung an der Wand und damit verbunden auf die auch in Trostberg gängige genaue Einhaltung des Ramadan hingewiesen. Nach dem Ablegen ihrer Schuhe durften sie in den mit einem den gesamten ersten Stock bedeckenden und nach Mekka und der Gebetsnische, der sog. Mihrab, ausgerichteten Teppich Platz nehmen und den arabischen Gebetsrufen (mit Übersetzung durch die Moscheeführerin) des Iman lauschen, der in diesem Fall die Aufgabe des Muezzins erfüllte. Ein nächster Schritt führte zur „ Minbar“, die einige Stufen erhöht ist und an unsere Kanzel erinnert, und sie erlebten einige Sätze des Imans, die er an seine Glaubensbrüder richten würde. Zuletzt wendeten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Mihrab und erfuhren von der Art des Gebets mit unterschiedlichen Haltungen, die den gesamten Körper umfassen.Ob es die Gebetskette oder die viele Kniebeugen betraf, viele Elemente wurden als gemeinsame Gebetselemente erkannt, die eine weitere im Lehrplan genannte Kompetenz anbahnen können: „Die Schülerinnen und Schüler erläutern wichtige Voraussetzungen und Kriterien für ein friedliches Miteinander zwischen Muslimen und Christen“, was gerade in der heutigen Zeit wieder nicht hoch genug einzustufen ist.

Tief beeindruckt von der Ernsthaftigkeit der muslimischen Glaubenspraxis vor Ortund von der herzlichen Gastfreundschaft dieser Religionsvertreter des türkisch geprägten Islam traten wir den Rückweg zum Gymnasium an, um einen Impuls zum Vertiefen der eigenen Glaubenspraxis, sofern vorhanden, reicher.

StDin Maria Wimmer, Lehrerin für Katholische Religion und Französisch am HGT

 
 

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